GF-Tagebuch #29
Das war eine merkwürdige Woche…. am Montag nach dem Titelgewinn war ich kaum zu gebrauchen. Nach einer langen Nacht auf dem Kudamm hatte ich gleich um 9.00 Uhr und um 11.oo Uhr wichtige Termine, die ich müde, aber als frischgebackener „Weltmeister“ ganz pflichtbewusst wahrgenommen habe… ;-). Diese Termine passten (ohne dass es geplant war ganz gut zu meinem Tagebuch-Eintrag der letzten Woche. Es ging um Fragen der Mitarbeiterführung, um Augenhöhe und „lange“ oder „kurze Leinen“….. )
Wichtig waren diese Termine im Sinne von „Standortbestimmung“. Thema beider Termine war in gewisser Weise der Abgleich zwischen Innen- und Aussenwahrnehmung des Unternehmens, Selbst – und Fremdwahrnehmung der beteiligten Personen. (siehe hierzu auch: das Johari-Fesnster) Und wieder einmal habe ich – zumindest beim ersten Termin des Tages – festgestellt, dass ein kritisches, ehrliches, konstruktives und solidarisches Feedback unglaublich wertvoll und hilfreich ist. Im konkreten Fall hat mir dieses Feedback geholfen, die Dinge klarer zu sehen und Ideen für notwendige Veränderungen in der Organisation und der Struktur des besagten Unternehmens zu entwickeln. (Ich verzichte hier auf die Konkretisierung und weitere Einzelheiten, weil ich nicht möchte, dass sich irgendein Kollege / Mitarbeiter öffentlich angegangen bzw. kompromittiert fühlt….). Die anstehenden Veränderungen und Anpassungen im Team zu besprechen und umzusetzen wird nicht leicht. Denn wir sind da wieder beim Thema „Selbst- und Fremdwahrnehmung“: Was für den einen eine eklatante Schlechtleistung bzw. ein schlechtes Arbeitsergebnis ist, sieht der andere als „Erfolg“, als gutes Ergebnis in akzeptabler Qualität.
Es fehlt hier offenbar an klar formulierten Standards und klaren Kriterien anhand derer man „objektiv“ ablesen kann, ob ein Ergebnis „gut“ oder „schlecht“ ist. Aber geht das überhaupt durchgängig? In der industriellen Produktion bzw. in Bereichen, in denen alle Abläufe hoch standardisiert sind, mag da so sein. Aber wie ist das in Bereichen, die stark von der Qualität der Kommunikation, der Beziehungen, der zwischenmenschlichen Prozesse abhängig sind? Und was tun wir (was muss ich tun), wenn es keine gemeinsame Vorstellung und keine gemeinsamen Kriterien für „gute Qualität“ gibt und sich diese auch nicht herstellen lässt? Was sind die Konsequenzen für das Team, für die Struktur, für Einzelne?
Und ganz zentral: Wie leben wir „Augenhöhe„, wenn die Vorstellungen der Beteiligten zu Arbeitsweise und Arbeitsergebnissen zu weit auseinander driften?
In diesem Sommer werden wir uns mit diesen Fragen ausführlich beschäftigen. Ich würde mich über Kommentare, Leseempfehlungen und Links zum Thema sehr freuen. Dafür schon mal vielen Dank!
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Seit November 2013 schreibe ich wöchentlich an meinem “Geschäftsführer-Tagebuch”. Warum ich das tue, könnt Ihr lesen, wenn Ihr H I E R klickt. Ich freue mich, wenn Ihr die Beiträge interessant findet und Ihr sie über Eure Kanäle (Facebook, Twitter und Co.) teilt und verbreitet!
„Frisch gebackener Weltmeister“ ist doch gleich ein schönes Beispiel des Johari-Fensters. Ich fühle mich nicht selbst als solcher, da ich Null beitragen konnte. Die Mannschaft und die Betreuer haben das geleistet. Aber auch nicht mehr in meinem Name, da ich in zu sehr das Prinzip von „Brot und Spiel“ als Ablenkung von den eigentlichen politischen Ränkespielen sehen.Ich habe daher u.a. auch aufgrund der Machenschaften der FIFA als auch des Kommerzes überwiegend diese WM boykottiert.
Bleibt die Frage, wie das zusammenpassen kann: Die Freude, Weltmeister geworden zu sein, gegenüber der Missstimmung, dass Massen im Freudentaumel waren, und kaum einer auf die Straße geht, während zur gleichen Zeit Unschuldige im Bombenhagel im Gaza-Streifen getötet werden.
Ich befürchte, dass das auch schwer in Projekten ist, wenn derart unterschiedliche Positionen aufeinander treffen. Das kann nur viel Kommunikation bedeutet, um die jeweils andere Position zu verstehen, und so aufeinander zugehen zu können.
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