Prioritäten

Alle gängigen Produktivitäts- und Selbstorganisationsmethoden empfehlen, die anstehenden Jobs und Aufgaben nach Prioritäten zu ordnen: Was ist wichtig? Was ist dringend? Was ist dringend und wichtig? Was kann (erstmal) vernachlässigt oder an andere weitergegeben werden? Das ist schon mal ein ganz  guter Ansatz – wird den wirklichen Herausforderungen im Arbeitskontext aber nicht wirklich gerecht.

Es ist eine bedrückende Häufung, die ich gerade in meinem Umfeld wahrnehme. Viele gute Menschen um mich herum sind vollkommen erschöpft und rasen auf einen Burn-Out zu, entwickeln immer längere depressive Phasen, sind an einem Punkt angelangt, wo sie merken, dass es so nicht mehr weitergeht. Es trifft Leute, die inner- und außerhalb ihres Jobs immer hoch engagiert sind und sich selbst viel abverlangen.

Wie kann das sein, dass wir so grandios überfordert sind, wo doch so viele Tools, Methoden und digitale Hilfsmittel versprechen, dass wir genau mit diesen Werkzeugen und Methoden endlich alles in den Griff bekommen und unser Arbeits- und Privatleben in Balance bringen?

Ich selbst habe mich viele Jahre mit Produktivitäts- und Selbstorganisationen beschäftigt. Meine „Einstiegsdroge“ war das Helfrecht-Planungssystem, das sehr auf Lebens-, Unternehmens-, Jahres- und Monatszielpläne setzt. Hat eine ganze Weile funktioniert – doch je komplexer mein Arbeitsumfeld und die Anforderungen wurden, desto weniger waren statische, auf lineare Planungsverläufe zielende Methoden hilfreich. Es gab dann zahlreiche Phasen mit verschiedenen digitalen Hilfsmitteln: Evernote, ToDoIst, Things, Omnifocus und und und…….. Alles klappte eine zeitlang, aber irgendwann kollabierten meine Systeme und die Aufgabenlast erdrückte mich immer mehr. Ziel war eigentlich das Gegenteil. Dann folgte wieder eine analoge Phase mit Bullet Journal oder Fokus-Planer, am „Ende“, aktuell ist es ein Mix von allem, mit dem ich mich so gut es geht organisiere – je nachdem, was grade am besten in die Zeit und zu den Anforderungen passt.

Bei Facebook habe ich heute einen Post von Benjamin Wockenfuß gesehen, in dem er auf das – seiner Meinung nach – wohl beste Buch hinweist, das er zum Thema Zeitmanagement bislang gelesen hat: „4000 Wochen – Das Leben ist zu kurz für Zeitmanagement“ von Oliver Burkeman. Das macht mich neugierig und ich werde das Buch auf jeden Fall lesen und eventuell hier darüber berichten…..

Was mir jedoch erstmals schlagartig bewusst geworden ist: Eine durchschnittliche Lebensspanne umfasst so ungefähr 4000 Wochen. Klingt wenig, finde ich. Und die Wochen verrasen….. kaum Montag im Büro angekommen ist schon wieder Freitag….. zack – schon wieder eine Woche rum. Bei mir sind es mittlerweile 3120 Wochen, die für immer vorbei sind. Und die Statistik stellt mir noch 880 Wochen in Aussicht, die es gilt sinnvoll und auf gute Art und Weise mit Leben zu füllen. Und so stellt sich die Frage nach den eigenen Prioritäten noch mal viel konkreter. Als Thema – auch für mich – nicht neu. Aber ich kriege ein Gefühl dafür, mir die Frage nach meinen Prioritäten nochmal viel konkreter, ehrlicher, schonungsloser zu stellen. Und dann was daraus machen – das ist die Herausforderung – frei nach Stephen R. Covey: Es kommt nicht darauf an, Prioritäten für seine Termine, sondern Termine für seine Prioritäten zu setzen.

Ich werde die Zeit „zwischen den Jahren“ mal wieder nutzen. „4000 Wochen“ lesen, mir wieder Gedanken machen über die wirklich wirklich wichtigen Dinge im Leben. Und dann mal gucken 😉

Was sind Eure Prioritäten? Und wie habt Ihr das herausgefunden? Ich bin neugierig darauf, von Euch zu lesen……

2 Gedanken zu “Prioritäten

  1. Eine Weile hat mir die Limitierung geholfen, mein Engagement im Hobby und Ehrenamt zu fokussieren. Aktuell bin ich privat der Wochenzettel Typ und beruflich mit deep work blockern & tagesplanung. Aber auch nicht voll zufrieden

    Gefällt 2 Personen

    • Danke für deine Antwort…… Fokussieren ist das Eine…. auch so eine „Wissenschaft“ für sich. Aber worauf fokussierst du dich? Was streichst du, wenn du limitierst? Was bleibt auf der Wochenliste? Also kurzum: Wie findest du heraus, was für dich wirklich Priorität hat?

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