Von Zeit zu Zeit biete ich Gastautoren, die sich mit ähnlichen Themen wie ich beschäftigen, die Möglichkeit, ihre Beiträge auf meinem Blog zu veröffentlichen. Heute schildert Werner Burmeister, Leiter einer Notunterkunft für Geflüchtete in Berlin, seine Erfahrungen im Spannnungsfeld der Arbeit von Haupt- und Ehrenamtlichen in der Flüchtlingsarbeit. Werner schildert seine Eindrücke, seine Meinung. Das sind nicht meine Eindrücke, ich habe keine Meinung dazu – denn ich kenn die Situation vor Ort nicht. Vielleicht ist seine Schilderungen nicht repräsentativ. Vielleicht doch? Auf jeden Fall bietet dieser Gastbeitrag eine Menge Diskussionsstoff! Ich freue mich auf Eure Kommentare und Meinungen.
„In Berlin stehen ehrenamtliche Helferinnen und Helfer der den professionellen Betreibern von Unterkünften für Flüchtlinge in herzlicher Feindschaft gegenüber. Woran liegt das, und wie können wir jetzt, da sich aus dem Chaos heraus erste Strukturen langsam entwickeln, zusammenarbeiten?
Mein Name ist Werner Burmeister, ich habe das Willkommensbündnis Frohnau mitgegründet und leite selbst als Angestellter eines Sozialträgers eine Notunterkunft für Geflüchtete. Das stimmt allerdings nur im Prinzip, denn um die Balance in dem Ortsteil, in dem ich tatsächlich arbeite, nicht zu gefährden, schreibe ich hier unter anderem Namen, auch Ortsangaben sind geändert. Alles andere ist echt und hat mich in den vergangenen Tagen bewegt und überrascht.
24 Stunden in meinem Doppelleben als Mitglied im Willkommensbündnis und Leiter einer Notunterkunft. Montag Abend, Treffen des Willkommensbündnis Frohnau, auf der Tagesordnung stehen die Planung von Willkommensaktionen sowie der Besuch der Integrationssenatorin Dilek Kolat. Der Plan, Geflüchtete mit Aktionen willkommen zu heißen scheitert trotzt oder gerade wegen stundenlanger Diskussion auch an der Kleinteiligkeit des Angebots (Umnähen nicht passender Kleidung, Konversationskurs Englisch), dafür steht aber recht bald die Mängelliste, die Frau Kolat unbedingt übergeben und mit ihr besprochen werden soll: Die Kleiderkammer eines Erstaufnahmelagers des DRK ist chaotisch, auch dessen Kinderbetreuung funktioniere nicht optimal. Die Runde beschließt, für jede der drei ortsansässigen Heime Vertreter zu bestimmen, die die tatsächlichen oder vermeintlichen Interessen der Geflüchteten beim Ortstermin zur Sprache bringen. Von den Betreibern selbst ist niemand anwesend.
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