Alles anders als geplant … und gerade deshalb: Auf ein neues…. !

Statt eines Jahresrückblicks.

Eigentlich sollte die Zeit „zwischen den Jahren“ eine ganz ruhige und entspannte sein. Viel lesen, ein bisschen was mit meinen Leuten unternehmen, am Blog schrauben, ein paar Ideen fürs neue (Arbeits-) Jahr bearbeiten und vor allem: Viel entspannen. Und einen persönlichen Jahresrückblick wollte ich hier veröffentlichen. Ist alles nichts geworden, alles ist anders gekommen.

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Foto: Optimisten für Deutschland

Diejenigen unter Euch, die hier ab und zu reingucken, haben mitbekommen, dass wir einen Tag vor Weihnachten mit der Info überrascht wurden, dass hier bei uns im Kiez eine Sporthalle als Notunterkunft für 200 Flüchtlinge eingerichtet wird. Ich hatte H I E R, H I E R , H I E R und an anderer Stelle über unser Willkommensprojekt #steglitzhilft geschrieben. Die freien Tage waren fortan mit viel Aktivität gut gefüllt. Am 1. Weihnachtsfeiertag und an den den folgenden Tagen haben wir Kleidung und dringend benötigte Sachspenden eingesammelt und in der Sporthalle an Flüchtlinge ausgegeben. Tagsüber war ich mehr am telefonieren und mailen, als an manchen „normalen Bürotagen“. Meine Frau noch mehr.  Abstimmung mit der Integrationsbeauftragten des Bezirks, die auch als Verbindungsfrau zum Willkommensbündnis Steglitz-Zehlendorf fungierte, Telefonate mit Kooperationspartnern, Helfern und Menschen, die was spenden wollten. Berichte schreiben für den Blog des Stadtteilzentrums und für unsere Facebook-Seite, damit alle auf dem aktuellen Stand sind. Wir waren fast rund um die Uhr im Einsatz.

Mich hat das alles sehr bewegt. Ich war vorher noch nie „so nah“ an Flüchtlingen, war noch nie so intensiv mit so vielen von ihnen im Kontakt und habe noch nie vorher so hautnah gespürt, wie es diesen Mitmenschen geht. Ich habe Kinder an Weihnachten gesehen, deren ganzes Glück für diesen Augenblick in einem Spiderman-Rucksack und einem kleinen Polizeiauto bestand. Ich habe kleine Mädchen gesehen, die an Weihnachten auf Doppelstockbetten in einer riesigen Sporthalle sassen und in sich versunken (und für den Moment sehr glücklich aussehend) Barbiepuppen kämmten. Ich habe (fast mit Tränen in den Augen) gesehen, wie sich ein älterer Mann über eine originalverpackte Zahnbürste gefreut hat. Ich habe eine Frau erlebt, die eine Kollegin von mir umarmte und drückte, weil ihrer kleinen Tochter die schönsten Winterschuhe, die wir da hatten, passten. Nachts habe ich sehr schlecht geschlafen. So viele Bilder. So viele Eindrücke. Die Nachrichtenmeldungen, die die Flüchtlingsnot beschreiben, die Bilder von „PEGIDA“-Demonstrationen….  alles erscheint in einem anderen, weil persönlichen Licht. Die Not der Flüchtlinge hat – für mich – ein Gesicht bekommen. Viele Gesichter. Gesichter von Menschen, die nun mitten unter uns leben, und uns brauchen. Ich bin und war überwältigt von der enormen Hilfs- und Spendenbereitschaft der Menschen hier im Bezirk. Das war auch ein sehr eindrucksvolles und bewegendes Erlebnis. Ganze Familien, die mit Kleidung und Spielsachen, mit Klopapier, Windeln,  Alltagsuntensilien im KiJuNa auftauchten und ihre Hilfe anboten. Auch dieses Erlebnis wird sich in meine Erinnerung „einbrennen“.

Und bei alledem rückte alles, was mir vorher so wichtig erschien, die Themen, mit denen ich mich beschäftigen wollte, in den Hintergrund. Vollkommen. Alles, womit ich mich beschäftigen wollte in meinem Urlaub, kam mir so „irreal“ vor. In meinem Kopf gab es (und gibt es) keinen Platz für einen „Rückblick“. Kein Platz für ein „Grußwort“ zum neuen Jahr. Weder hier, noch auf der Seite des Stadtteilzentrums. Und ich habe noch nicht mal das Gefühl, dass irgendwer „da draussen“ das bisher bemerkt oder sogar vermisst hat.

Ich weiss, dass dieses Statement hier sehr „emotional“, wenig „professionell“ ist. Ich höre schon die abfälligen Kommentare der üblichen Kandidaten….  Aber das ist (mir) egal.

Ich habe im letzten Jahr – und ganz besonders auch in den letzten Wochen und Tagen – sehr viel gelernt. Daraus mache ich aber einen gesonderten Artikel. Ich freue mich, wenn Ihr auch in 2015 hier regelmäßig reinschaut. Eure Kommentare, Feedbacks und Anregungen, sind auch im neuen Jahr immer herzlichst willkommen!

Alles Gute für ein friedliches, gesundes, erfolgreiches und lebensfrohes Jahr 2015!

Thomas

6 Gedanken zu “Alles anders als geplant … und gerade deshalb: Auf ein neues…. !

  1. Lieber Thomas,
    ich finde deinen Artikel grade gut, weil er so emotional ist. Er hat mich sehr berührt und zum Nachdenken angeregt, was will man also mehr-
    Ich kan mich nur meinen Vorschreiberinnen anschließen…besser als jedes Grußwort.

    Alles Gute für 2015!
    Martna

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  2. Hi Thomas,

    Dein einfühlsamer Bericht ist das beste Grußwort, das ich mir vorstellen kann.
    Danke an Dich, Deine Frau und Dein Team für euren
    Einsatz.

    Herzliche Grüße und ein gutes, möglichst friedvolles und auch fröhliches Jahr 2015.

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  3. Vielen Dank Juliane….. bei Gelegenheit erzähl ich Dir mir mal, was ich mir alles so anhören „muss“ als Reaktion auf meine Beiträge 😉

    Dir auch ein schönes neues Jahr!, Thomas

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  4. Hallo Thomas,

    was ist an Deinem, an Eurem Einsatz und einem Bericht, der persönliche Eindrücke enthält, unprofessionell? Dieser Bericht ist besser als jedes Grußwort, Danke für Deinen und Euer aller Einsatz!

    Viele Grüße und alles Gute für 2015! Juliane

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